Die stärkste Vergletscherung in historischer Zeit herrschte im Wettersteingebirge um 1820, als das Zugspitzplatt von der Plattspitze bis zum Jubiläumsgrat zusammenhängend vergletschert war (Hirtlreiter 1992). Der Plattachferner bedeckte eine Fläche von 300 ha und zeigte das Erscheinungsbild eines aktiven Gletschers mit breiten Spalten. Er zerfiel erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den Nördlichen und Südlichen Schneeferner und in kleinere Firnfelder unterhalb von Platt- und Zugspitze ("Kleiner Schneeferner"), die heute nicht mehr als Gletscher zu bezeichnen sind.
Augrund einer starken Rückschmelzphase von 1920 bis 1950 trennte sich vom nördlichen Schneeferner der unter den Zugspitzwänden liegende östliche Schneeferner ab, der heute bis auf verschwindend kleine Eisreste völlig abgeschmolzen ist. Der nördliche Schneeferner ist der größte und höchstgelegene der bayerischen Gletscher, er ist nach Osten exponiert und weist keine ausgesprochene Schattenlage auf. Dass er trotzdem kaum Flächenverluste aufweist kann damit erklärt werden, dass er aufgrund seiner Topographie eher zum Aufwölben (wie zuletzt während der gletschergünstigen Phase der 1960er und 1970er Jahre) oder Einsinken seiner Oberfläche neigt als zu einem flächenmäßigen Vorstoß oder Rückschmelzen.

 

Nördlicher Schneeferner 2022 (Foto: W. Hagg).